In dieser Präsentation werden Analysen von Daten der deutschlandweiten repräsentativen Umfrage „Menschen in Deutschland“ zu der Frage vorgestellt, welche Faktoren Wahlabsichten und -bereitschaften zugunsten populistischer und rechtsextremer Parteien wie der AfD in Deutschland maßgeblich beeinflussen.
Die Ergebnisse dieser Studie, die Bestandteil des MOTRA-Forschungsvorhabens der Universität Hamburg ist, zeigen, dass Befragte, die eine Wahlintention in Richtung AfD äußern, im Vergleich zu Personen mit anderen Wahlabsichten, eine überdurchschnittlich hohe Demokratiedistanz aufweisen. D.h. sie lehnen in signifikant vermehrtem Maße zentrale Merkmale einer freiheitlichen parlamentarischen Demokratie ab.
Ferner ist festzustellen, dass ökonomische Verunsicherungen und wirtschaftliche Belastungen die Wahrscheinlichkeit rechtsextremer Wahlabsichten bei solchen Personen deutlich erhöhen, bei denen zugleich auch kulturelle Verlustängste vorliegen. Solche kulturellen Verlustängste bestehen darin, dass im Kontext aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen und Veränderungen - z.B. des vermehrten Zuzugs von Migrant:innen - nicht nur wirtschaftliche Belastungen und Konkurrenz, sondern auch Verluste nationaler Identität und Kultur sowie traditioneller Werte befürchtet werden.
Interessant ist insbesondere, dass ökonomische Verunsicherungen und Belastungen alleine solche Effekte in Richtung vermehrter rechtsextremer Wahlabsichten nicht haben, sondern nur dann, wenn zugleich auch derartige emotionale Reaktionen, wie kulturelle Verlustängste, vorliegen. Insofern ist sind Wahlabsichten in Richtung rechtsextremer Parteien, wie sie sich zunehmend in Teilen der Allgemeinbevölkerung in Deutschland in Richtung auf die AfD finden, auch als Ausdruck von Angstreaktionen vor dem Hintergrund nicht bewältigter sozialer Bedrohungswahrnehmungen im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen zu interpretieren. Die Befunde lassen sich theoretisch sehr gut in den Rahmen der General Strain Theory von Agnew sowie der Theorie der prozeduralen Gerechtigkeit von Tyler einbetten. Hier liegen auch Ansatzpunkte für weitere theoretische Fundierungen der aufgeworfenen Forschungsfragen und daran anschließende Folgestudien.