“During the 19th and 20th century there were repeated discrepancies concerning the claims of validity of the school graduates and university graduates and the provided professional positions. This situation of overcrowding came together with a discussion on overcrowding, which had a high importance in the controlling process of the educational, entitlement and career system. This situation of overcrowding and the discussion on it is summarized by the term ‘qualification crisis’. (…) Different historical phases of qualification crisis are analyzed in order to get insights on the importance and functions of the educational system within the social process.” (p. 37) The authors work with an analysis model which makes the following restrictions: 1) Qualification crises are defined as the reduction of the employment value of school and university degrees regarding higher qualification possibilities and career chances within a certain time period. There is no content-related discussion of educational qualifications. 2) In this study only entitlements from higher schools, full-time vocational schools and universities are taken into account. School system and public professional career system were closely linked through an institutionalized authorization system. For being hired in public services certain formal school degrees were required. Therefor school degrees had a significant importance got later career perspectives. 3) Only the public sector is considered as a possible working field for higher qualifications. “The public sector in Germany is traditionally the biggest employer for occupations for higher qualifications, in some fields even a monopolist. His behavior is therefore decisive fir realization chances for formal degrees.” (p. 38). The judicial sector is a classical occupational field for academics in Prussia and for public services. Therefore this sector is chosen to be a narrower subject of the study. The analysis is not exclusively on occupation plans for judges and prosecutors but takes all qualitative and quantitative changes in the studies of law as well as in alternative careers into account. In summary, the following can be stated: The reform of the Prussian educational system was complex attempt to control public occupation that were carried out on different educational levels and aimed to meet the increasing demand of employees with higher education and academic occupations that came with the social changes within that time. Policy instruments were a reform if the structure of the higher school education system, a restructuring of the entitlement system and career system in public services as well as changes in education, examination and hiring conditions. The result of this politically intended situation of overcrowd and the connected political discussion was a decline in growth rates of pupils in higher schools, high school graduates, university students, trainees and assessors. One main reason for this was the reorientation of parts of the population towards lower career ambitions. Data tables in HISTAT: Table 1: Educational chances of 10,5 to 19,5 year old male population in Prussia, 1867-1914. Table 2: Male pupils of all age groups and all grades of public higher schools for general education in Prussia, 1867-1914 Table 3: Junior students of public higher schools for general education in Prussia, 1867-1914 Table 4: Higher Pupils of public higher schools for general education in Prussia, 1867-1914 Table 5: High school graduates of public higher schools for general education in Prussia, 1867-1914 Table 6: Career perspectives of law students in Prussia, 1860-1910
Im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts treten in Deutschland wiederholt Diskrepanzen zwischen den Berechtigungsansprüchen von Schul- und Hochschulabsolventen und den zur Verfügung gestellten Berufspositionen auf. Diese Überfüllungssituationen werden begleitet von Überfüllungsdiskussionen, die einen spezifischen Stelenwert im Steuerungsprozeß des Bildungs-, Berechtigungs- und Laufbahnwesens einnehmen. Wir fassen Überfüllungssituation und –diskussion unter den Begriff Qualifikationskrise. (…) Von der Analyse verschiedener historischer Phasen mit aktualisierten Qualifikationskrisen erwarten wir Aufschlüsse über den Stellenwert und die Funktion des Bildungswesens im gesellschaftlichen Prozeß.“ (S. 37) Die Autoren arbeiten mit einem Analysemodell, das folgende Einschränkungen vornimmt: 1) Qualifikationskrisen werden als Reduzierung des Einsatzwerts von Schul- und Hochschulabschlüssen im Hinblick auf Höherqualifizierungsmöglichkeiten und beruflichen Einstellungs- und Aufstiegschancen innerhalb eines bestimmten Zeitraums definiert. Die inhaltliche Seite schulischer Qualifikationen wird nicht weiter diskutiert. 2) Es wird sich im Rahmen dieser Studie nur auf Berechtigungen der höheren Schulen, Vollzeitberufsschulen und Hochschulen konzentriert. Schulsystem und staatliches Berufslaufbahnsystem waren durch ein institutionalisiertes Berechtigungswesen miteinander verknüpft. Für den Eintritt in den Staatsdienst wurden bestimmte formale Schulabschlüsse gefordert. Dem Schulabschluß kam somit eine grundlegende Bedeutung für die späteren Berufsperspektiven zu. 3) Es wird nur der öffentliche Bereich als Anbieter von Berufspositionen für höhere Qualifikationen betrachtet. „Der öffentliche Bereich ist in Deutschland traditionell der weitaus größte Anbieter (oft Monopolist) von Berufslaufbahnen für höhere Qualifikationen. Sein Verhalten ist deshalb entscheidend für die Realisierungschancen formaler Berechtigungen.“ (S. 38) Der Justizsektor stellt ein klassisches Berufsfeld für Akademiker in Preußen und für den öffentlichen Dienst dar. Deshalb wurde dieser Bereich als engerer Untersuchungsgegenstand gewählt. Die Analyse beschränkt sich aber nicht auf die Stellenpläne für Richter und Staatsanwälte, sondern bezieht die qualitativen und quantitativen Veränderungen im Bereich des Jurastudiums sowie mögliche Ausweichkarrieren mit ein. Zusammenfassend kann folgendes festgehalten werden: Die Reform des preußischen Bildungswesens war ein komplexer, „auf den verschiedenen Ausbildungsebenen fast gleichzeitig einsetzender Steuerungsversuch der staatlichen Stellen, um der mit dem sozialen Wandel steigenden Nachfrage nach höherer Bildung und akademischen Berufspositionen zu begegnen. Instrumente der Steuerung waren eine Reform der Typenstruktur des höheren Schulwesens, eine Umstrukturierung des Berechtigungswesens und des Laufbahnwesens im öffentlichen Dienst sowie veränderte Ausbildungs-, Prüfungs- und Anstellungsmodalitäten. Das Ergebnis dieser politisch gewollten Überfüllungssituation und der sie begleitenden Diskussionen war eine Drosselung der Zuwachsraten bei höheren Schülern, Abiturienten, Studenten, Referendaren und Assessoren, vor allem durch eine Umorientierung eines Teils der Bevölkerung zu weniger hoch gesteckten Ausbildungs- und Berufszielen. Themen Zeitreihen im Downloadsystem HISTAT (Thema: Bildung): Tabelle 1: Die Bildungschancen der 10,5- bis 19,5jährigen männlichen Bevölkerung in Preußen, 1867-1914. Tabelle 2: Die männlichen Schüler aller Altersgruppen und aller Klassenstufen der Typen des allgemeinbildenden öffentlichen höheren Schulwesens in Preußen, 1867-1914. Tabelle 3: Die Quartaner der Typen des allgemeinbildenden öffentlichen höheren Schulwesens in Preußen, 1867-1914. Tabelle 4: Die Untersekundaner der Typen des allgemeinbildenden öffentlichen höheren Schulwesens in Preußen, 1867-1914. Tabelle 5: Die Abiturienten der 9jährigen öffentlichen höheren Schulen des allgemeinbildenden Schulwesens in Preußen, 1867-1914. Tabelle 6: Die Berufschancen der Jurastudenten in Preußen, 1860-1910. Unter ´Links´ in dieser Studienbeschreibung kann HISTAT aufgerufen werden.
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